Vor dieser Entscheidung stehen viele Hundebesitzer im Laufe eines Hundelebens. Und bei kaum einem anderen Thema
rund um den Hund sind die Gemüter so gespalten.
Bis heute halten sich einige Mythen über veränderte Verhaltensweisen eines Rüden oder einer Hündin nach der Kastration,
welche sich jedoch wissenschaftlich bis heute nicht belegen lassen. Es gibt aber auch erwähnenswerte Vor- und
Nachteile einer begründeten Kastration, die so manchen Hundebesitzer vielleicht noch gar nicht bekannt waren.
Die Entscheidung für eine Kastration stellt so gut wie alle Hundebesitzer erstaunlicherweise vor ein moralisches Dilemma.
Erfahrungsgemäß haben Männer meist die größeren Skrupel als Frauen den Hund kastrieren zu lassen. Viele denken hierbei
an den möglichen Verlust der eigenen Männlichkeit und entscheiden sich letztendlich gegen eine Kastration -
in manchen Fällen eventuell sogar trotz medizinischer Indikation!
Bei
Hündinnen scheint
primär der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund der meisten Hundebesitzer zu stehen, während beim
Rüden
in der Regel eine Kastration aufgrund von
Fehlverhalten in Betracht gezogen wird. Ob das Fehlverhalten vom Besitzer oder anderen
Menschen verursacht wird, spielt in den meisten Fällen aufgrund von Unwissenheit leider selten eine Rolle. Wer jedoch meint,
dass alleine die Kastration den aggressiven Hund in ein Lamm verwandelt, der wird sich nach dem Eingriff vermutlich
ziemlich überrascht oder enttäuscht zeigen.
Natürlich gibt es in der heutigen Zeit sowohl Anhänger als auch Gegner eines solchen invasiven Eingriffs. Doch realistisch gesehen
muss jeder Fall einzeln betrachtet werden. Bei Krankheit ist ein solcher Eingriff selbstverständlich unumgänglich,
da es das Leben des Tieres entweder rettet, verlängert oder dessen Lebensqualität verbessert. Aber es existieren auch
"nicht-medizinische" Argumente für eine Kastration, .
Sexualtrieb
Einer der beliebtesten Argumente ist der, wenn Rüden aufgrund des
Geruchs einer läufigen Hündin regelmäßig durchbrennen
oder sich an der Leine plötzlich nicht mehr beruhigen lassen, nachdem sie Witterung aufgenommen haben.
Ist das Leben des Hundes hierdurch gefährdet, beispielsweise in der Stadt durch den Autoverkehr, dann ist eine Kastration
sicherlich nicht verkehrt. Wahrscheinlich ließe sich auch mit einem guten Gehorsams-Training dieses Fehlverhalten
mehr oder weniger in den Griff bekommen.
Doch was hat der triebgesteuerte Rüde davon, seinen
Fortpflanzungsapparat zu behalten, wenn er ihn nie einsetzen darf. Männer wissen eigentlich am besten, was passiert,
wenn man für einige Wochen oder Monate enthaltsam lebt. Der Mensch allerdings kann seinen Sexualtrieb ziemlich gut
kontrollieren und sich anderweitig beschäftigen, z.b. durch Fernsehen, Freunde, Arbeit oder letzten Endes schlichtweg
durch Selbstbefriedigung.
Ein Hund, dessen
primäres Sinnesorgan die Nase ist, hat es im Vergleich sehr schwer, dem verführerischen
Geruch eines Weibchens zu widerstehen. Selbst Männern der Rasse Mensch fällt es schwer, sich nicht nach der
verführerisch aussehenden Frau im knappen Kleidchen und sexy High Heels umzudrehen, auch wenn dies so unauffällig
wie möglich geschieht, und die meisten Ehefrauen Ihrem eigenen Mann so etwas nicht einmal zutrauen würden
(die Realität sieht aber nun mal anders aus).
Aggression
Als weiterer guter Grund wird beim Tierarzt sehr oft die Aggression gegen Artgenossen angeführt, welche sich in der Regel
auch noch gegen das gleiche Geschlecht richtet.
Zugegebenermaßen stimmt es sogar, dass die fehlende Kastration mitunter zu
einem dominanten und infolgedessen zu einem aggressiven Verhalten führen kann, jedoch trägt in erster Linie der
Mensch und dessen fehlende oder fehlerhafte Führung Schuld für derartige Verhaltensweisen. Durch fehlende
Rangordnung, die auf viele Ursachen zurückzuführen ist (Vermenschlichung, Gleichstellung, negative Bestärkung, etc.),
fühlt der Hund sich für sein Rudel immer mehr verantwortlich. Auch die Fortpflanzung und der Schutz aller Mitglieder
liegen hierbei in seiner Verantwortung.
Da bleibt für spielen und sich sozial verhalten irgendwann bei so viel
Stress
einfach keine Zeit mehr. Normalerweise verläuft es wie bei einer Krankheit dann schon fast symptomatisch.
Der Besitzer lässt den Hund in der nächsten Zeit besser nicht von der Leine, was erfahrungsgemäß aber
nicht nur bei "nächster Zeit" bleiben wird. Im Gegenteil, wahrscheinlicher ist es, dass der Hund gar nicht mehr von der Leine
genommen wird, schon gar nicht wenn sein dominantes Verhalten sich nun auch bald an der Leine zeigt.
Fortan wird der Hund
von anderen Rüden sicherheitshalber fern gehalten, bis der Hund schlimmstenfalls irgendwann
nicht mehr in der Lage ist, soziale Kontakte zu seinen Artgenossen zu pflegen, unabhängig davon ob es sich um
Rüden oder Hündinnen handelt.
Dies, der Frust und der Ärger der Halter plus der über die Jahre angestaute Hormon-Stau beim Hund führen irgendwann zu einer
"emotionalen Explosion", welche wir als Aggression erkennen, aber aus Sicht des Hundes jedoch völlig
nachvollziehbar ist. Trotzdem wird hier nahezu immer als Notlösung
die Kastration empfohlen, obwohl in den meisten Fällen dadurch kaum eine Verhaltensänderung ohne
"postoperatives
Gehorsams-Training" eintreten wird.
Schwangerschaft
Inzwischen nicht am wichtigsten, aber ein sehr logischer Grund für die Kastration bei einer Hündin, ist die
Vermeidung einer
Trächtigkeit, bzw. einer
Scheinträchtigkeit.
Durch Leine und kontrollierten Auslauf schaffen Hundebesitzer zwar in der heutigen Zeit eine
ungewollte Hundeschwangerschaft zu verhindern, aber wir wären nicht in Deutschland wenn leider nicht immer und überall
gelten würde: "Sicher ist Sicher!"
Die
Scheinträchtigkeit ist keine Krankheit! In der Natur ist dies unter Wölfen eine wichtige Funktion.
Sie verursacht eine Schwellung der Milchdrüsen und die Produktion von Milch. Außerdem treten im
Normalfall veränderte Verhaltensweisen auf, wie z.B. Bauen von Schlafplätzen, Sammeln von Spielzeugen oder Plüschtieren,
Horten von Futter, Beschützen von Gegenständen, Appetitlosigkeit, etc.
Schutz vor Krebs
Die Kastration bei Hündinnen und Rüden dient aus medizinischer Sicht zudem der
Krebsprophylaxe. Seit langer
Zeit ist hinreichend bekannt, dass die Kastration bei Hunden die Gefahr von Krebs und Tumoren auf ein Minimum senkt.
Jedoch ist weniger bekannt, dass dies
bei Hündinnen vor der ersten Läufigkeit geschehen sollte, da schon
nach der ersten Läufigkeit das Risiko im Vergleich um ein Vielfaches steigt.
Eine Kastration im Erwachsenenalter hat laut wissenschaftlichen Ergebnissen überhaupt
keine senkende Auswirkung auf das Krebsrisiko von Hündinnen.
Bei Rüden hingegen gibt es keine Empfehlungen bezüglich des
Zeitpunkts für eine Kastration. Jedoch wurde beobachtet, dass jung kastrierte Rüden
seltener Probleme mit der
Prostata bekommen als Hunde die gar nicht oder erst sehr spät kastriert wurden.
Hygiene
Ferner ist bei Rüden der
Präputialkatarrh weit verbreitet. Es handelt sich hierbei um Störung des Milieus im
Bereich der Vorhaut, welche einen
milchig-gelben Ausfluss verursacht, der zwar nicht krankhaft oder
gesundheitsgefährdend für den Rüden ist, aber oft aus hygienischen Gründen im Haus oder in der Wohnung vom Hundebesitzer
nicht erwünscht ist. Hinsichtlich der Hygiene ist für den Halter die Kastration die einfachste Methode dies zu
behandeln, da so der
Ausfluss komplett gestoppt wird.
Zusammenfassend lassen sich allgemein folgende Vor- und Nachteile aufzählen:
Hündin
Vorteile:
- Sexualtrieb wird eingestellt
- kein ungewollter Nachwuchs möglich
- keine Scheinträchtigkeit
- Läufigkeitsnebenerscheinungen wie Blutung oder Hormonschwankungen verschwinden
- besserer Umgang mit Hunden des gleichen Geschlechts
- keine Belästigung durch Rüden
- längere Lebenserwartung
- größere Ausgeglichenheit
- verbesserte Konzentration
Nachteile:
- eventuell Veränderung des Fells
- allgemeines Operationsrisiko durch invasiven Eingriff
- Infektionsrisiko nach der Operation
- einige Tage eingeschränkte Bewegungsfreiheit
- preislich sehr teuer
- etwas gesteigerter Appetit mit besserer Futterverwertung (damit ist nicht Verfettung gemeint, für das Gewicht eines Hundes trägt alleine der Halter die
Verantwortung)
Gesundheitliche Risiken:
- Inkontinenz
- Bindegewebsschwäche
- Schilddrüsenunterfunktion
- Herztumore
- Harnleitertumore
- verlängertes Knochenwachstum
-
Rüde
Vorteile:
- Sexualtrieb wird eingestellt
- keine triebbedingte Frustration
- besserer Umgang mit Hunden des gleichen Geschlechts
- längere Lebenserwartung
- größere Ausgeglichenheit
- verbesserte Konzentration
- kein Markierungsdrang
Nachteile:
- mögliche Harninkontinenz
- eventuell Veränderung des Fells
- allgemeines Operationsrisiko durch invasiven Eingriff
- Infektionsrisiko nach der Operation
- einige Tage eingeschränkte Bewegungsfreiheit
- etwas gesteigerter Appetit mit besserer Futterverwertung (damit ist nicht Verfettung gemeint, für das Gewicht eines Hundes trägt alleine der Halter die
Verantwortung)
Gesundheitliche Risiken:
- Inkontinenz
- Bindegewebsschwäche
- Schilddrüsenunterfunktion
- Herztumore
- Harnleitertumore
- verlängertes Knochenwachstum
-
Missverständnisse hinsichtlich der Kastration:
Beeinträchtigung der Lernfähigkeit (Fakt ist, der Hund bleibt genau so lernfähig wie vorher)
psychische Stagnation (Fakt ist, der Hund wird wie jeder andere Hund auch psychisch erwachsen)
kastrierte Rüden riechen wie Hündinnen und werden "bestiegen" oder "aufgeritten" (Fakt ist, dass das Besteigen
ein dominantes Fehlverhalten des unkastrierten Rüden darstellt, und dieser mit ziemlicher Sicherheit genauso bei
anderen Hunden vorgeht, egal ob kastriert oder unkastriert)
der Hund wird fauler oder inaktiver (Fakt ist, dass der Hund einfach nur ausgeglichener wird) )
der Welpe wird später größer oder kleiner als normal (Fakt ist, auch ohne Kastration gibt es normale
Größenunterschiede innerhalb der jeder Rasse)
Vielen Dank für diese offenen und ehrlichen Worte.
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